Haus Next

Frauen

Ein passenderer Name ist mir für diesen Artikel ehrlich gesagt nicht eingefallen – etwas kryptisch, weil für euch als Leser dadurch wahrscheinlich nicht klar ist, was sich dahinter nun verbirgt. Ich kann euch schon mal sagen, dass es kein feministischer Artikel ist, welcher darlegt wie benachteiligt Frauen im wirtschaftlichen Leben sind. Es ist auch kein Selbsthilfe Brief an Frauen. Er ist auch kein Appell an die Wirtschaft und die Männer ihr Verhalten zu verändern. Es ist auch keine wissenschaftliche Darlegung der Thematik.

Der Artikel ist ein kurzer Kommentar oder vielleicht auch meine Gedanken und Gefühlslage zu Frauen im wirtschaftlichen Kontext, Frauen in Führungspositionen, Frauen als Unternehmerinnen oder Frauen als Familienmanagerin – wie auch immer man es nennen möchte. Es zeigt einen kleinen Teil meiner Geschichte und soll einfach mal die Sicht einer Frau in der Unternehmenswelt zeigen. Er soll vielleicht auch andere Frauen ermutigen anders und offen über das Thema zu sprechen.

Ich bin eine Frau und identifiziere mich auch so. Ich würde schon sagen, dass ich eine Frau in der Wirtschaft bin. Unschöner Name. Als sei es etwas Ungewöhnliches. Das sollte es aber natürlich nicht sein. Ich identifiziere mich definitiv als Unternehmerin – darauf bin ich stolz.

Ich hatte das Glück in einer Familie und in einer Umgebung aufgewachsen zu sein, wo ich für mich eigentlich keine wesentlichen Nachteile durch mein Geschlecht erfahren habe. Es gab wahrscheinlich eine Situation, die ich dennoch benennen kann. In der 12. Klasse hatte ich den Sportkurs „Basketball“ gewählt. Dieser Kurs wurde von dem Direktor der Schule unterrichtet. Mädchen und Jungen konnten beide diesen Kurs wählen – es war also mixed. Direkt in der ersten Stunde sagte er, dass Frauen bei ihm keine 1 bekommen könnten, da sie durch ihre physische Beschaffenheit nicht die Ergebnisse erzielen werden wie die männlichen Schüler. Ich erhielt eine 2+ (12 Punkte) für diesen Kurs.

Meine Mutter, selbstständige Steuerberaterin, hatte im Jahr vor meine Geburt eine eigene Kanzlei eröffnet. Sie hat tagsüber auf mich aufgepasst und abends / nachts gearbeitet. Sie hat mir gezeigt, dass Familie und eigene Karriere miteinander vereinbar sind und wie wichtig es ist insbesondere als Frau den eigenen Weg zu gehen und mir stets den Mut gegeben auch unternehmerisch tätig zu sein. Mein Vater ist früh ins Familienunternehmen eingestiegen (gegründet von meinem Opa) und war demnach natürlich auch viel unterwegs. Ich bin Einzelkind geblieben. Dadurch war immer klar, dass ich einmal die Nachfolgerin im Familienunternehmen meines Vaters sein werde. Und wir hatten verschiedene Themen (zum Beispiel mein Verständnis für Mathematik und den Dreisatz) in Bezug auf das Thema Nachfolge und Familienunternehmen, aber dass ich eine Frau bin, war nie eines. Voller Vertrauen, hat mich mein Vater stets ermutigt meine Meinung zu äußern– er war vielleicht sogar mein bester Lehrer im Umgang mit Männern im wirtschaftlichen Kontext. Denn er ist ja selbst einer.

Was will ich damit sagen?

Ich hatte das Glück so aufzuwachsen und selbstsicher mit mir und meinem Geschlecht zu sein – besonders auch in meinem unternehmerischen Leben. Ich habe kein Problem damit als einzige Frau in einem Raum unverblümt meine Meinung mitzuteilen – ich weiß, dass andere dieses Glück nicht hatten und daher auch ein anderes Verhältnis und auch eine andere Einstellung zu Frauen im unternehmerischen Kontext haben.

Nun war ich letztens auf einer Veranstaltung des Verein Berliner Kaufleute und Industrieller. Ich bin dort Teil des Ausschusses für „Frauen in der Wirtschaft“. Wie ich dazu gekommen bin, weiß ich eigentlich nicht. Aber gerne setzte ich mich dafür ein, denn ich möchte der nächsten Generation an Frauen so ein selbstbewusstes Aufwachsen als Frau ermöglichen – so wie ich es auch erfahren durfte. Um mich herum spannende und inspirierende Frauen – ich wahrscheinlich eine der Jüngeren. Teilweise überkam mich viel Ehrfurcht und ich verspürte auch etwas Unsicherheit. Besonders eine Dame gab mir ein einschüchterndes Gefühl (wahrscheinlich einfach nur meine eigene Wahrnehmung) – sie ist in einer leitenden Position. Interessanterweise ist es mir deutlich schwerer gefallen meine Meinung in diesem Kreis frei zu äußern als in einer Runde voller Männer. Zwei Themen, die mich da beschäftigt haben: ich habe keine wirklich feministische Einstellung und sehe nicht, dass es per se einen Ausschuss für Frauen geben muss, sondern einen für Unternehmer*innen in Berlin. Außerdem bekomme ich von Frauen immer schnell ein Gefühl von Konkurrenz und nicht von Empowerment. Wahrscheinlich ist dies eine sehr subjektive Wahrnehmung, die nicht unbedingt, objektiv gesehen, richtig ist. Ich habe nun lange überlegt, wieso dies so ist. Eine wirkliche Antwort habe ich nicht gefunden.  

Mir ist nur klar geworden, dass es insbesondere Frauen in der Wirtschaft, Führungspositionen oder Frauen als Unternehmerinnen – you name it – sind, die aus meiner Sicht die Aufgabe haben die nächste Generation an Frauen im wirtschaftlichen Kontext aufzunehmen und zu leiten.

Daher meine Bitte an euch Frauen: Helft uns als nächste Generation an Unternehmerinnen zu wachsen und ein Selbstvertrauen zu entwickeln. Unterstützt uns mit euren Ideen, euren Impulsen und nehmt uns offen in euren Kreis auf. Wir brauchen euch! Dies entspricht auch unserer Vorstellung bei Haus Next: Gemeinsam statt Einsam.

Geschrieben von Dinah Spitzley, Gründerin von Haus Next

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